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Almanach „Der Blaue Reiter“

1912 veröffentlichten Wassily Kandinsky und Franz Marc den Almanach „Der Blaue Reiter“. Das war ein Buch, in dem Künstler*innen aus verschiedenen Ländern Ziele und Ausdrucksmöglichkeiten für eine neue Kunst formulierten. Es waren darin Werke aus unterschiedlichen Bereichen und Epochen aus der ganzen Welt zu sehen. Volkskunst, Kinderkunst und Kunstwerke aus anderen Kulturen wurden neben Werken damals bekannter europäischer Künstler*innen gezeigt. Auf den ersten Blick wirken sie gleichberechtigt. Heute müssen wir das kritisch sehen. 

Viele Objekte wurden im Kolonialismus aus den Herkunftsländern geraubt, um sie in europäischen Museen auszustellen. Die Autor*innen wussten wenig über diese Werke. Im Buch nannten sie deshalb die Namen der Produzent*innen und oft auch die Herkunftsländer nicht. Dieser europäische Blick war typisch für die Zeit. Wahrscheinlich war das den Autor*innen nicht bewusst. Der Umgang mit diesen Objekten zeigt auch die Suche des Blauen Reiter nach Idealen wie „Ursprünglichkeit“. In den Augen der Künstler*innen waren diese Werke authentisch und nicht durch akademische Regeln geformt. Etwas, wonach sie selbst in ihrer Kunst strebten. 

Diese Suche nach Ursprünglichkeit finden wir zum Beispiel auch in der Darstellung von Tieren, wie bei Franz Marcs Blauem Pferd. Das Pferd, dargestellt als empfindsames Wesen, das im Einklang mit der Natur lebt, ist ein Programmbild des Blauen Reiter. Auch das Deckblatt des Almanaches von Kandinsky zeigt eine blau gefärbte Pferdedarstellung mit einem Reiter. Es ist der christliche Heilige Georg, der der Legende nach einen Drachen tötet und damit eine Stadt zum Christentum bekehrt. Der Heilige Georg ist blau dargestellt. Die Farbe, die für Kandinsky das Geistige symbolisierte. Das Geistige ist leitend für die Vision einer neuen Kunst, die alte Anschauungen überwinden soll und in die Zukunft voranschreitet.